Die bunten Nationen: Das Ende des Wohlfühldiskurses

Mit zunehmender Mobilität der Weltbevölkerung ist das Phänomen der Multikulturalität auch Bestandteil der Demokratien.


Gastkommentar in der Presse vom 12.06.2017 von BARBARA SERLOTH

Die öffentliche Debatte ist meistens nicht nur unbefriedigend, sondern demokratiepolitisch gefährlich. Im Zentrum stehen Verkürzungen, Verharmlosungen oder Dämonisierungen. Eine Diskussion über die Grundsatzfragen lässt sich allerdings nur sachlich, auf Fakten beruhend und mit Vernunft führen. So unterschiedlich die Lösungsansätze auch sein mögen, muss doch sichergestellt werden, dass die Faktenlage unverfälscht bleibt und von den Beteiligten akzeptiert wird. Empörungsdiskurse aber, wie sie derzeit geführt werden, münden nur in die Entdemokratisierung des Diskursraumes.

 

Die Lager sind mitunter starr. Auf der einen Seite werden gern die Gefahren und sozialen Kosten der schrankenlosen Zuwanderung von meist jungen, geringfügig ausgebildeten Männern beschworen, die mit einem konservativen Islam im Rucksack Europa entern – als Vorhut für den Familiennachzug. Auf der anderen Seite werden genauso reflexartig alle Migranten und Asylwerber, die es nach Europa geschafft haben, zu hochgradig traumatisierten Verfolgten, die höchst motiviert ihren Integrationsprozess in die demokratische, offene, gleichberechtigte Gesellschaft anpeilten, stilisiert.